Programm

Liza Lehmann:
When I am dead, my dearest

Ernest Chausson:
Deux duos, Op. 11, Nr. 2: Réveil

Max Reger:
5 Duette, Op. 14, Nr. 2: Abendlied

Ernest Chausson:
Deux duos, Op. 11, Nr. 1: La Nuit

Max Reger:
5 Duette, Op. 14, Nr. 3: Sommernacht

Frank Bridge:
Day after Day

Max Reger:
5 Duette, Op. 14, Nr. 1: Nachts

Frank Bridge:
Journey’s End

Erich Wolfgang Korngold:
Vier Lieder des Abschieds, Op. 14, Nr. 1: Sterbelied

Claude Debussy:
La Damoiselle élue

Erich Wolfgang Korngold:
Vier Lieder des Abschieds, Op. 14, Nr. 4: Gefasster Abschied

When I Am Dead
Christina Georgina Rossetti

When I am dead, my dearest,
Sing no sad songs for me:
Plant thou no roses at my head,
Nor shady cypress tree:
Be the green grass above me
With showers and dewdrops wet;
And if thou wilt, remember,
And if thou wilt, forget.

I shall not see the shadows,
I shall not feel the rain;
I shall not hear the nightingale
Sing on, as if in pain;
And dreaming through the twilight
That doth not rise nor set,
Haply I may remember,
And haply may forget.

Wenn Ich Tot Bin
Christina Rossetti (deutsche Übersetzung von David Paley)

Wenn ich tot bin, mein Liebster,
Sing keine traurigen Lieder für mich:
Pflanz dir keine Rosen bei meinem Kopf,
Auch keinen schattigen Zypressenbaum:
Sei das grüne Gras über mir
Mit Schauern und Tautropfen naß;
Und wenn du willst, erinnere dich,
Und wenn du willst, vergiß.

Ich werde die Schatten nicht sehen,
Ich werde den Regen nicht fühlen;
Ich werde die Nachtigall nicht hören
Wie sie weitersingt, als ob im Schmerzen;
Und als ich träume durch die Dämmerung
Die weder auf- noch untergeht,
Könnte ich mich vielleicht erinnern
Und könnte vielleicht vergessen.

Réveil
(Chant d'une jeune fille de Modeste Mignon)
Honoré de Balzac

Mon cœur, lève-toi! Déjà l'alouette
Secoue en chantant son aile au soleil.
Ne dors plus, mon cœur, car la violette
Élève à Dieu l'encens de son réveil.

Chaque fleur vivante et bien reposée
Ouvrant tour à tour les yeux pour se voir
A dans son calice un peu de rosée,
Perle d'un jour, qui lui sert de miroir.

On sent dans l'air pur que l'ange des roses
A passé la nuit à bénir les fleurs.
On voit que pour lui toutes sont écloses
Il vient d'en haut raviver leurs couleurs.

Ainsi, lève-toi. Puisque l'alouette
Secoue en chantant son aile au soleil
Rien ne dort plus, mon cœur, car la violette
Élève à Dieu l'encens de son réveil.

Erwache
(Lied eines jungen Mädchens von Modeste Mignon)
Honoré de Balzac (deutsche Übersetzung von David Paley)

Erhöhe dich, mein Herz! Die Lerche singt schon
Und flattert die Flügel in der Sonne.
Schlaf nicht mehr, mein Herz, denn das Veilchen
Bietet an Gott, den Weihrauch des Weckens.

Jede lebendige Blume hat sich ausgeruht
Und der Reihe nach öffnet sich die Augen,
Um im Kelch einen Tautropfen zu sehen,
Perle des Tages, der als Spiegel dient.

In der reinen Luft fühlt man, dass der Engel der Rosen
Die Nacht beim Blumensegnen verbracht habe.
Alle Blumen sind seinetwegen geöffnet worden, wobei man sieht,
Dass er vom Himmel heruntergekommen wäre, um die Farben zu erfrischen.

Also, erhöhe dich, weil die Lerche gesungen hat,
Und flattert die Flügel in der Sonne!
Nichts schläft weiter, mein Herz, denn das Veilchen
Bietet an Gott, den Weihrauch des Weckens.

Abendlied
Johann Wolfgang von Goethe

Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.

La Nuit
Théodore Faullin de Banville

Nous bénissons la douce Nuit,
Dont le frais baiser nous délivre.
Sous ses voiles on se sont vivre
Sans inquiétude et sans bruit.

Le souci dévorant s'enfuit,
Le parfum de l'air nous enivre;
Nous bénissons la douce Nuit,
Dont le frais baiser nous délivre.

Pâle songeur qu'un Dieu poursuit,
Repose-toi, ferme ton livre.
Dans les cieux blancs comme du givre
Un flot d'astres frissonne et luit,
Nous bénissons la douce Nuit.

Die Nacht
Théodore Faullin de Banville (deutsche Übersetzung von unbekannt)

Wir segnen die süße Nacht,
Deren kühler Kuss uns erlöst.
Unter ihren Schleiern leben wir.
Ohne Sorge und ohne Lärm.

Die verzehrende Sorge entflieht,
Der Duft der Luft berauscht uns;
Wir segnen die süße Nacht,
Deren kühler Kuss uns erlöst.

Blasser Träumer, der ein Gott verfolgt,
Ruh dich aus, schließe dein Buch.
Am Himmel, der weiß wie Frost ist
Eine Flut von Sternen zittert und glüht,
Wir segnen die süße Nacht.

Sommernacht
D. Saul

Tausend goldne Sterne glänzen
an des Abendhimmels Pracht,
duftig liegst du ohne Grenzen,
märchenschöne Sommernacht.

Jubeln möcht’ ich, doch ich neige
still das Haupt zum Erdengrund;
wenn die Himmel rede, schweige,
schweig du armer Menschenmund.

Day after day
Rabindranath Tagore

Day after day he comes and goes away. Go, and give him a flower from my hair, my friend. If he asks who was it that sent it, I entreat you do not tell him my name for he only comes and goes away.

He sits on the dust under the tree. Spread there a seat with flowers and leaves, my friend. His eyes are sad, and they bring sadness to my heart. He does not speak what he has in mind; he only comes and goes away.

Tag für Tag
Rabindranath Tagore (deutsche Übersetzung von Hans Effenberger)

Tag für Tag kommt er und geht wieder. Geh, und gib ihm eine Blume aus meinem Haar, mein Freund. Wenn er fragt, wer es war, der sie sandte, ich bitte dich, sag ihm nicht meinen Namen, denn er kommt und geht wieder.

Er sitzt im Staub unter dem Baum. Breite dort einen Sitz mit Blumen und Blättern, mein Freund! Seine Augen sind traurig, und sie bringen Traurigkeit in mein Herz. Er sagt nicht, an was er denkt; er kommt nur und geht wieder.

Nachts
Joseph von Eichendorff

Ich wandre durch die stille Nacht
Da schleicht der Mond so heimlich sacht
Oft aus der dunklen Wolkenhülle
Und hin und her im Tal
Erwacht die Nachtigall
Dann wieder alles grau und stille

O wunderbarer Nachtgesang
Von fern im Land der Ströme Gang
Leis Schauern in den dunkeln Bäumen
Wirr'st die Gedanken mir
Mein irres Singen hier
Ist wie ein Rufen nur aus Träumen

Journey's End
Humbert Wolfe

What will they give me, when journey's done?
Your own room to be quiet in, Son!

Who shares it with me? There is none
Shares that cool dormitory, Son!

Who turns the sheets? There is but one
And no one needs to turn it, Son!

Who lights the candle? Everyone
Sleeps without candle all night, Son!

Who calls me after sleeping? Son!
You are not called when journey's done.

Ende der Reise
Humbert Wolfe (deutsche Übersetzung von Edward Rushton)

Was bekomme ich von ihnen, wenn die Reise vorbei?
Dein eigenes Zimmer, um drin zu ruhen, mein Sohn!

Wer teilt es mit mir? Keiner,
der den kühlen Schlafsaal teilt, mein Sohn!

Wer wechselt die Leintücher? Es gibt nur eines
und niemand braucht es zu wechseln, mein Sohn!

Wer zündet die Kerze? Alle
schlafen durch die Nacht ohne Kerze, mein Sohn!

Wer ruft mich nach dem Schlafen? Mein Sohn!
Man ruft nicht, wenn die Reise getan.

Sterbelied
Christina Georgina Rossetti (deutsche Übersetzung von Alfred Kerr)

Laß Liebster, wenn ich tot bin,
laß du von Klagen ab.
Statt Rosen und Cypressen
wächst Gras auf meinem Grab.

Ich schlafe still im Zwielichtschein
in schwerer Dämmernis -
Und wenn du willst, gedenke mein
und wenn du willst, vergiß.

Ich fühle nicht den Regen,
ich seh' nicht, ob es tagt,
ich höre nicht die Nachtigall,
die in den Büschen klagt.

Vom Schlaf erweckt mich keiner,
die Erdenwelt verblich.
Vielleicht gedenk ich deiner,
vielleicht vergaß ich dich.

La Damoiselle élue
Dante Gabriel Rossetti (französische Übersetzung Gabriel Sarrazin)

Chœur (Sopranos et Contraltos):
La damoiselle élue s'appuyait
Sur la barrière d'or du Ciel,
Ses yeux étaient plus profonds que l'abîme
Des eaux calmes au soir.
Elle avait trois lys à la main
Et sept étoiles dans les cheveux.

Une Récitante:
Sa robe flottante
N'était point ornée de fleurs brodées,
Mais d'une rose blanche, présent de Marie,
Pour le divin service justement portée ;
Ses cheveux qui tombaient le long de ses épaules
Étaient jaunes comme le blé mûr.

Chœur:
Autour d'elle des amants
Nouvellement réunis,
Répétaient pour toujours, entre eux,
leurs nouveaux noms d'extase ;
Et les âmes, qui montaient à Dieu,
Passaient près d'elle comme de fines flammes.

Une Récitante:
Alors, elle s'inclina de nouveau et se pencha
En dehors du charme encerclant,
Jusqu'à ce que son sein eut échauffé
La barrière sur laquelle elle s'appuyait,
Et que les lys gisent comme endormis
Le long de son bras courbé.

Chœur:
Le soleil avait disparu, la lune annelée
Était comme une petite plume
Flottant au loin dans l'espace ; et voilà
Qu'elle parla à travers l'air calme,
Sa voix était pareille à celle des étoiles
Lorsqu'elles chantent en chœur.

La Damoiselle Élue:
Je voudrais qu'il fût déjà près de moi,
Car il viendra.
N'ai-je pas prié dans le ciel ? Sur terre,
Seigneur, Seigneur, n'a-t-il pas prié,
Deux prières ne sont-elles pas une force parfaite ?
Et pourquoi m'effraierais-je ?

Lorsqu'autour de sa tête s'attachera l'auréole,
Et qu'il aura revêtu sa robe blanche,
Je le prendrai par la main et j'irai avec lui
Aux sources de lumière,
Nous y entrerons comme dans un courant,
Et nous nous y baignerons à la face de Dieu.

Nous nous reposerons tous deux à l'ombre
De ce vivant et mystique arbre,
Dans le feuillage secret duquel on sent parfois
La présence de la colombe,
Pendant que chaque feuille, touchée par ses plumes,
Dit son nom distinctement.

Tous deux nous chercherons les bosquets
Où trône Dame Marie
Avec ses cinq servantes, dont les noms
Sont cinq douces symphonies :
Cécile, Blanchelys, Madeleine,
Marguerite et Roselys.

Il craindra peut-être, et restera muet,
Alors, je poserai ma joue
Contre la sienne ; et lui parlerai de notre amour,
Sans confusion ni faiblesse,
Et la chère Mère approuvera
Mon orgueil, et me laissera parler.

Elle-même nous amènera la main dans la main
À Celui autour duquel toutes les âmes
S'agenouillent, les innombrables têtes clair rangées
Inclinées, avec leurs auréoles.
Et les anges venus à notre rencontre chanteront,
S'accompagnant de leurs guitares et de leurs citoles.

Alors, je demanderai au Christ Notre Seigneur,
Cette grande faveur, pour lui et moi,

Seulement de vivre comme autrefois sur terre
Dans l'amour, et d'être pour toujours,
Comme alors pour un temps,
Ensemble, moi et lui.

Chœur:
Elle regarda, prêta l'oreille et dit,
D'une voix moins triste que douce :

La Damoiselle Élue:
Tout ceci sera quand il viendra.

Chœur:
Elle se tut.
La lumière tressaillit de son côte, remplie
D'un fort vol d'anges horizontal.
Ses yeux prièrent, elle sourit ;
Mais bientôt leur sentier
Devint vague dans les sphères distantes.

Une Récitante:
Alors, elle jeta ses bras le long
Des barrières d'or.
Et posant son visage entre ses mains,
Pleura.

Chœur:
Ah, ah.

Die gesegnete Maid
Dante Gabriel Rossetti (deutsche Übersetzung von unbekannt)

Chor:
Die gesegnete Maid lehnte sich
Über der goldenen Schranke des Himmels hinaus;
Ihre blauen ernsten Augen waren viel tiefer,
Als ein tiefes Gewässer sogar.
Sie hielt drei Lilien in der Hand
Und die sieben Sterne im Haar.

Erzählerin:
Ihr wallendes Kleid
War nicht mit gestickten Blumen geschmückt,
Sondern mit einer weißen Rose, ein Geschenk Marias,
Gerade für den göttlichen Dienst getragen;
Und das Haar, das ihr Rücken hinunter floss,
war gelb wie reifer Weizen.

Chor:
Um sie herum Liebende
Neu wieder vereint,
wiederholten für immer untereinander,
ihre neuen Namen der Ekstase;
Und die Seelen, die zu Gott aufsteigen,
Flogen wie feine Flammen an ihr vorbei.

Erzählerin:
Dann verneigte sie sich erneut und beugte sich vor.
Ausserhalb des umschliessenden Zaubers,
Bis ihre Brust sich erhitzte.
Die Schranke, an die sie sich lehnte,
Und die Lilien lagen, als ob im Schlaf,
Ihren gebeugten Arm entlang.

Chor:
Die Sonne war verschwunden, der beringte Mond 
War wie eine kleine Feder
Er schwebte weit im Raum; und siehe da!
Und er sprach durch die stille Luft,
Seine Stimme war wie die der Sterne
Wenn sie im Chor singen.

La Damoiselle Élue:
Ich wünschte, er wäre schon in meiner Nähe,
Denn er wird kommen
Habe ich nicht im Himmel gebetet?
Herr, und auf der Erde hat er nicht auch gebetet?
Sind nicht zwei Gebete eine vollkommene Kraft?
Und warum sollte ich mich fürchten?

Wenn seinen Kopf der Heiligenschein umrahmt,
Und er ganz im Weiß gekleidet ist,
So will ich ihn bei der Hand nehmen und mit ihm gehen
zu den Quellen des Lichts,
Wir werden in sie hineingehen wie in einen Strom,
Und wir werden darin baden vor dem Angesicht Gottes.

Wir werden beide im Schatten ruhen
Von diesem lebendigen, mystischen Baum,
In dessen geheimen Blättern man manchmal spürt,
Die Anwesenheit der Taube,
Während jedes Blatt, das ihre Feder berührt,
Seinen Namen vernehmlich spricht.

Wir beide werden die Haine suchen,
Wo die Dame Maria thront
Mit ihren fünf Zofen, deren Namen
Fünf süße Symphonien sind:
Cécile, Blanchelys, Madleine,
Marguerite und Rosalys.

Er wird sich vielleicht fürchten und stumm bleiben,
Dann lege ich meine Wange an seine
Und werde ihm von unserer Liebe erzählen,
Ohne Verwirrung und Schwäche:
Und die teure Mutter wird meinen Stolz verzeihen
Und mich sprechen lassen.

Sie selbst wird uns Hand in Hand führen
Zu ihm, vor wem alle Seelen
Niederknien, die zahllosen Köpfe aufgereiht,
Die sich mit ihren Heiligenscheinen beugen:
Und die Engel, die uns entgegenkommen, werden singen,
Mit ihren Zithern und Leiern.

Dann werde ich den Herrn
Nur dies für ihn und mich erbitten:

Nur wie einst auf Erden zu leben
In Liebe, und für immer zu sein,
Wie damals für eine Zeit,
Zusammen, ich und er.

Chor:
Sie blickte und horchte, und sagte
Mit einer weniger traurigen als süssen Stimme:

La Damoiselle Élue:
All dies wird sein, wenn er kommt.

Chor:
Sie verstummte.
Das Licht flackern auf ihrer Seite, erfüllt
Von einem starken, horizontalen Engelsflug.
Ihre Augen beteten, sie lächelte;
Doch bald muss ihr Weg
in ferne Sphären wandern

Erzählerin:
Dann warf sie ihre Arme entlang
Der goldenen Schranken.
Und legte ihr Gesicht in ihre Hände,
Weinte.

Chor:
Ah, ah.

Gefasster Abschied
Ernst Lothar

Weine nicht, daß ich jetzt gehe,
Heiter lass dich von mir küssen.
Blüht das Glück nicht aus der Nähe,
Von ferne wird's dich keuscher grüssen.

Nimm diese Blumen, die ich pflückte,
Monatsrosen rot und Nelken,
Laß die Trauer, die dich drückte,
Herzens Blume kann nicht welken.

Lächle nicht mit bitter'm Lächeln,
Stosse mich nicht stumm zur Seite.
Linde Luft wird bald dich wieder fächeln,
Bald ist Liebe dein Geleite!

Gib deine Hand mir ohne Zittern,
Letztem Kuß gib alle Wonne.
Bang' vor Sturm nicht: aus Gewittern
Geht strahlender auf die Sonne...

So schau zuletzt noch die schöne Linde,
Drunter uns kein Auge je erspähte.
Glaub, o glaub, daß ich dich wiederfinde,
Denn ernten wird, wer Liebe lächelnd säte.